Und ich möchte dich bitten, dir klar zu machen, wie neu diese Anrede ist und wie offen! Wenn jemand beginnt, diese Pronomen zu benutzen, spürst du schon bald, dass einzig und allein ihre Heterosexualität ihnen diese Freiheit gibt — und dass sie ehrlich genug sind einzugestehen, nicht wirklich zu wissen, was es damit auf sich hat. Und dann hast du wahrscheinlich bemerkt, dass trotz ihres aufrichtigen Wunschs, freundlich zu sein, eine unterschwellige Reserviertheit in ihre Stimme tritt. Jetzt aber bist du hier, liest eine katholische Publikation, nimmst teil an jenem gewaltigen und phantastischen weltweiten Kommunikationsnetzwerk, das zu den Freuden des Katholischseins gehört — und plötzlich darf etwas Neues geschehen. Und ich habe die Chance, zu dir zu sprechen: nicht in Ausübung einer offiziellen Funktion, sondern als ein Bruder, ein Bruder mit einem Stück Lebensgeschichte, zu der auch gehört, dass ich ein offen schwul lebender Mann bin. Ich habe die Chance, dich von derselben Ebene aus anzusprechen, auf der auch du stehst. Und doch ist etwas Neues geschehen. Als ich mit dem Privileg konfrontiert wurde, an dieser Kommunikation teilzunehmen, wollte ich, wie alle Feiglinge, spontan einfach nur weglaufen. Denn ein Privileg ist eine Verantwortung. Und das ist unser Herr selbst. Eine Stimme, die dich ermutigt, dich berät, dir hilft, dein Gewissen zu bilden — und niemals eine Stimme, die dich übertönt, sodass du nur noch auf sie hörst und dir nicht mehr die Mühe machst, deine eigene Stimme zu finden. Damit haben sie völlig recht. Und ich habe, wenn ich mit dir spreche, nicht das Recht, weniger vorsichtig zu sein als das Lehramt. Nein: Ich bin ein ebensolcher Heuchler wie er, und ich bin ebensolchen Zwängen unterworfen. Doch ich wäre nicht ehrlich, wenn ich behaupten wollte, dass mein Bestreben, die Kirche als schwuler Mann zu lieben, im Resonanzboden meiner Stimme keine Kratzer hinterlassen hätte. Dieselben Realitäten, die den Priester oder Bischof dazu veranlassen, auf angespannte und unnatürliche Weise zu dir zu sprechen, zwingen mich dazu, lange und gründlich darüber nachzudenken, wie ich zu dir sprechen soll. Und ich wage gar nicht daran zu denken, wie unzulänglich du mich fändest, wenn du von Angesicht zu Angesicht mit mir sprechen würdest, statt mir in dieser Maske aus Worten zu begegnen, Worten, die ich korrigieren und überarbeiten und verändern kann, ehe sie dich erreichen. Wenn es zwischen der Stimmlage, in der ich zu dir spreche, und der, an die du gewöhnt bist, einen Unterschied gibt, dann ist dies weitgehend Zufall oder Fügung, je nachdem, wie du es interpretieren möchtest. Ich kann nicht den Anspruch erheben, ein Organ für diese Stimme zu sein. Niemand von uns kann das. Wir können nur hoffen, dass wir eingesetzt oder auf unseren Einsatz vorbereitet werden. Doch nur diejenigen, die jeder Einzelne von uns anspricht, können wahrnehmen, wer zu ihnen spricht, was für eine Mischung von Stimmen das ist, die da über unseren Äther gesendet wird. Wenn es einen Unterschied gibt, dann, so möchte ich gestehen, beruht er auf einem Akt von Trotz oder Starrsinn meinerseits. Einer Weigerung, etwas zu glauben. Trotz oder Starrsinn haben einen teuflischen Klang. Es sei denn, diese Weigerung, etwas zu glauben, beruht auf der festen Überzeugung, dass jemand ein guter Mensch ist und es daher ein schweres Unrecht wäre, ihn der Handlungsweisen für fähig zu halten, die ihm unterstellt werden. Du und ich, wir können uns eine Frau vorstellen, die sich weigert, an die Schuld ihres Mannes zu glauben, obwohl ein ordentlich bestalltes Gericht und eine Geschworenenjury ihm vorwirft, Gelder hinterzogen zu haben. Alle Indizien scheinen dafür zu sprechen, doch die Frau weigert sich trotzig und starrsinnig zu glauben, dass ihr Mann etwas Derartiges getan haben könnte, obwohl er selbst bei seiner eigenen Verteidigung zuweilen ins Schwimmen gerät und ihr damit vielleicht sogar signalisieren will, dass sie nicht zu ihm halten muss. In manchen Fällen wird der Prozess mit einer neuen Beweislage oder veränderten Umständen enden, die den Mann vollständig entlasten und zeigen, dass die Frau Recht hatte, unbeeindruckt von der öffentlichen Verleumdung weiter an seinen Brief An Besten Freund Hetero Gay Charakter zu glauben. In anderen Fällen dagegen wird es kein glückliches Ende geben, und alle, die dabei waren, werden die Frau als pathetische und realitätsferne Person betrachten, die sich solange selbst belogen hat, dass sie nun nicht mehr zu akzeptieren vermag, dass ihr Mann ein Betrüger ist. Nun, ich will ehrlich zu dir sein! Ich bin eine solche trotzige und starrsinnige Frau, und die Geschichte ist noch nicht zu Ende. Diejenigen, die mit Reserviertheit in der Stimme zu dir sprechen, wissen genau, dass beides möglich ist, Brief An Besten Freund Hetero Gay sind ernsthaft um deine Sicherheit besorgt. Deshalb wollen sie dich nicht auf eine so gefährliche Reise schicken. Ja, ich will ehrlich zu dir sein.
Damals hatte ich in dem Dorf, aus dem ich komme, eine lesbische Freundin. Jemand aus meiner Klasse hat mich damals gefragt, wer das ist. Ich definiere mich jetzt als lesbisch, weil ich diese Klarheit brauchte. Irina Schlauch. Wir haben uns ausgesprochen, und ich habe ihm auch erzählt, dass ich einen Mann kennengelernt habe.
Kennst du schon
Da sollte man nichts machen, was die Freundschaft gefährdet. Wunderbar, einen besten Freund weiß man zu schätzen, ob schwul oder hetero. Menschen, die homosexuell lieben, sind aber keine spezifische Art und keine Sonderspezies! Und die relevante Frage im Umgang mit ihnen ist. Aufmuntern und Mut machen Hallo liebe Menschen, ich habe zu mir gefunden, bin geoutet, werde akzeptiert und habe eine queere Freundesgruppe. Als erstes würde ich mal raten es als deine Privatsache zu behandeln und nur mit denen zu teilen die es zu wissen verdient haben.Sie fragten verunsichert, ob mein Mitbewohner homosexuell sei. Aber wir haben es durchgezogen. Ich denke nicht, dass ich gehänselt worden wäre, hätte ich mich damals geoutet — aber es wäre Thema gewesen. Ich habe bis vor Kurzem als Anwältin gearbeitet. Und du hast vermutlich festgestellt, dass die Kirche, die sich selbst als deine Heilige Mutter bezeichnet und dies auch ist, angesichts dieses Hasses und dieser Furcht bestenfalls schweigt. Anfangs habe ich mich nicht getraut, mich in der Kanzlei zu outen, weil es ein teils konservatives Umfeld war. Denn ich kann dir keine Lösung anbieten. Wir könnten auch Freunde werden. In meiner Familie und im Freundeskreis verstehen mich aber alle. Irgendwann habe ich gemerkt: Da war zwar dieser eine Mann in meinem Leben, aber danach fand ich nie wieder einen spannend — immer nur Frauen. Dann zog ich nach Berlin und entwickelte mich in eine immer weiblichere Richtung. Und ich wage gar nicht daran zu denken, wie unzulänglich du mich fändest, wenn du von Angesicht zu Angesicht mit mir sprechen würdest, statt mir in dieser Maske aus Worten zu begegnen, Worten, die ich korrigieren und überarbeiten und verändern kann, ehe sie dich erreichen. Denn er ist nicht schnulzig. Danke für deine Antwort, ich werde es mir überlegen, aber es ist eh meine Entscheidung. Kannst du die Verantwortung dafür übernehmen? Durch einen Zufall hatten meine Eltern den Eindruck, dass mit ihrem Sohnemann etwas anders ist als mit anderen. Wenn er aber Hetero ist und Andreas NICHT könnte sich Andreas mit der Zeit hoffnungen machen was wiederum auch nicht gut für Andreas ist. Oder da wo versucht wird Homosexuelle vom Leib Christi fernzuhalten und ihnen den Segen Gottes vorzuenthalten. Ich bin eine solche trotzige und starrsinnige Frau, und die Geschichte ist noch nicht zu Ende. Ich habe mir nicht mal schöne Schuhe gekauft, aber Hauptsache Schuhe — im Laden anprobiert und gekauft. Wenn jemand beginnt, diese Pronomen zu benutzen, spürst du schon bald, dass einzig und allein ihre Heterosexualität ihnen diese Freiheit gibt — und dass sie ehrlich genug sind einzugestehen, nicht wirklich zu wissen, was es damit auf sich hat. Das hat mich total genervt. Schlagwörter: Coming Out Mut. Weitere Antworten zeigen. Ganz schön anstrengend, oder? Ich hab es dir nie richtig gezeigt, weil es sonst jeder mitbekommt und ich doch auch ein bisschen schüchtern bin. Plötzlich stehst du ohne Verbindung zu deiner Dienststelle da. Wir können nur hoffen, dass wir eingesetzt oder auf unseren Einsatz vorbereitet werden. Meine Mutter fragte, ob ich mir wirklich sicher sei. I'm coming out Von JOHANNA DÜRRHOLZ, KIRA KRAMER und SILKE WERZINGER Illustrationen. Sorry, aber das würde ich ihm nicht geben. Menschen, die homosexuell lieben, sind aber keine spezifische Art und keine Sonderspezies! Kummerkastenantwort 4.