Dieser Artikel beschäftigt sich hauptsächlich mit dem Coming-out gleichgeschlechtlich empfindender homosexueller Menschen, deren Situation und Probleme jedoch häufig ähnlich denen von Menschen sind, die auf andere Weise von gesellschaftlichen sexuellen Normvorstellungen und Stereotypen abweichen. Analog zur sexuellen Orientierung etwa lesbischschwulbisexuellheterosexuellasexuell durchleben auch Menschen, denen das gesellschaftlich vorgegebene Schema der Heteronormativität in anderer Weise nicht gerecht wird, ähnliche Prozesse. Die gesellschaftliche Erwartung einer heterosexuellen Orientierung ist also nicht der einzige mögliche Anlass Gay Geschichte Rolf Udo Coming-outs. Ähnlich wirken eingeschränkte bis fehlende Akzeptanz für sexuelle Vorlieben oder Neigungen, etwa Sadomasochisten oder für weitere Formen geschlechtlicher oder sexueller Selbstverständnisse wie Transvestiten und Transgender. Daraus ergeben sich weitere Fragekomplexe wie die nach Geschlechterrollen und Geschlechtsidentität. Die meisten Menschen werden heteronormativ oder gar heterosexistisch erzogen, das bedeutet, dass man sie so erzieht, als wären sie heterosexuell, ungeachtet der tatsächlich vorhandenen sexuellen Orientierung. Das ist vergleichbar mit der Erziehung von Linkshändern in früheren Tagen, denen dasselbe Verhalten beigebracht wurde wie Rechtshändern. Für die Gesellschaft ist das einfacher, da man sich die Differenzierung spart, für die Betroffenen hingegen verursacht das erhebliche Schwierigkeiten. Studien belegen, dass die sexuelle Orientierung von genetischen Faktoren zumindest mitbestimmt wird Gay Geschichte Rolf Udo nach der Geburt nicht mehr veränderlich ist. In der Mitte des Jahrhunderts wurde dies von Franz Josef Kallmann erforscht. Kallmann untersuchte 40 eineiige und 45 zweieiige männliche Zwillingevon denen wenigstens einer der beiden zu Beginn der Studie sich selbst als homosexuell bezeichnete. Aktuellere Studien zeigen keine vollständige Übereinstimmung, jedoch eine signifikant höhere Übereinstimmung als bei Brüdern, die nicht eineiige Zwillinge waren. Darüber hinaus wiesen auch letztere eine deutlich höhere Rate an gleichgeschlechtlicher Orientierung auf, als es nach dem bisherigen Kenntnisstand der statistischen Häufigkeit zu erwarten war. Man kann daher sagen, dass die sexuelle Orientierung unveränderlich ist. Im Zuge des Coming-out wird also eine vorhandene homosexuelle Orientierung nicht etwa entwickeltsondern nur entdeckt. Diese Phase kann individuell unterschiedlich lange dauern, beginnt meist erst mit der Pubertät und kann sich teilweise über viele Jahre hinziehen. Viele Homosexuelle informieren allerdings nur einen Teil ihres sozialen Umfeldes. Der Coming-out-Prozess ist nicht an ein bestimmtes Alter Gay Geschichte Rolf Udo. Es gibt Fälle, in denen Menschen in relativ hohem Alter ihre Homosexualität ihren FamilienKollegen oder ihrem Freundeskreis offenbaren. Obwohl diese Menschen, im Gegensatz zu jüngeren, meist finanziell unabhängig sind und nicht von Pubertätsproblemen geplagt werden, haben sie andere Probleme, weil sie meist sehr lange ihrer Umgebung eine Fiktion gezeigt haben, die nur sehr schwer zu widerrufen ist. Wann immer ein Betroffener in eine fremde Umgebung kommt, etwa einen neuen Arbeitsplatz antritt, an einen neuen Ort zieht oder fremde Menschen trifft, die er nicht auf Anhieb einschätzen kann, weil sie zum Beispiel aus anderen Kulturräumen stammen, stellt sich für ihn neu die Frage, ob und wie er seine sexuelle Identität seiner Umgebung offenbart. Es gibt kein definiertes Ergebnis für einen Coming-out-Prozess. Die Schattierungen reichen vom völlig offenen bis zum weitgehend zurückgezogenen Leben. Kriterium ist, ob der Betroffene innerlich seine sexuelle Orientierung akzeptiert hat und sich selbst nicht verleugnet. Erst wenn sie sich selbstsicher genug fühlen, offenbaren sie sich Vertrauenspersonen oder engen Freunden. Ein offenbarendes Gespräch mit Eltern oder Verwandten erfolgt häufig später und ist von den jeweiligen Familienverhältnissen abhängig. Das Coming-out der Kinder ist oft auch ein tief in die eigenen Lebens- und Wertvorstellungen eingreifendes Ereignis für die Eltern, welches ihre eigenen Lebensentwürfe, wie beispielsweise ein Leben mit Enkeln, in Frage stellen kann. Im gesellschaftlichen Kontext werden von ihnen immer wieder problematische, oft schambesetzte, Situationen erlebt, wenn sich das Gespräch beispielsweise auf die Frage nach dem Partner oder der Partnerin des Kindes fokussiert. Häufig werden solche Fragen dann ausweichend beantwortet oder es wird eine eigene kleine Coming-out-Situation erlebt. Abhängig vom Kulturkreis stehen Menschen mit Migrationshintergrund häufig vor Gay Geschichte Rolf Udo Schwierigkeiten bei ihrem Coming-out. In vielen Kulturen sind die Familienstrukturen noch weit ausgeprägter, als sie es heute in Westeuropa sind. Vor allem in den vom Islam beeinflussten, aber auch in den lateinamerikanischen und osteuropäischen, stark von konservativen christlichen Werten der katholischen und orthodoxen Kirchen geprägten Ländern gibt es klare Vorstellungen von den Geschlechterrollen. Viele der aus diesen Kulturen stammenden schwulen Migranten verzichten deshalb darauf, ihre Familien einzuweihen. Oft wird die sexuelle Orientierung im Verborgenen oder offener in einer anderen Stadt gelebt, so dass zwei Sphären entstehen, die sich im Normalfall nicht berühren. Aufgrund der normativen Erziehung entstehen bei homosexuellen Menschen zum Teil erhebliche Spannungen zwischen den Erwartungen der Umgebung an ihre Gefühle und den tatsächlich vorhandenen Gefühlen. Während zum Beispiel andere Jungen eine sexuelle Erregung beim Anblick von Mädchen verspüren, empfinden schwule Jungen in derselben Situation ganz anders. Dieser objektiv vorhandene Unterschied führt oft auch zu einem subjektiven Gefühl des Andersseins und auch des Alleinseins. Viele Homosexuelle glauben zunächst, ganz alleine und einzigartig zu sein mit ihren Gefühlen. Vorausgesetzt, dass keine Verfolgung von Homosexuellen droht, können Lesben und Schwule dieses emotionale Dilemma dadurch auflösen, dass sie verstehen und akzeptieren, tatsächlich anders zu sein und darüber hinaus zu erkennen, dass die an sie von anderen herangetragenen Erwartungen für sie nicht bindend sind. Die Betreffenden lösen sich von den Rollenerwartungen ihrer Umgebung, sie emanzipieren sich von der Rolle als Heterosexueller. Diese reichen von einfachen Ressentiments und Vorurteilen bis hin zu akuter Lebensgefahr.
»Warum gerade ich?«
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Gefilmt und Analysiert
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